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Flexible Personalressourcen in der Pflege – Ein Überblick zu den Arbeitsmodellen

Wissensdatenbank Motivation und Zufriedenheit D.3: Bedarfsorientierte flexible Personalkapazitätssteuerung im Spital

Die flexible Gestaltung des Personaleinsatzes in der Pflege spielt eine entscheidende Rolle, nicht nur im Hinblick auf das Kapazitätsmanagement, sondern auch zur Steigerung der Zufriedenheit der Pflegefachpersonen. Eine ganzheitliche Betrachtung ist dabei unerlässlich, doch oft scheitert dies bereits an Grundlagenwissen. Dieser Artikel bietet einen Überblick über die verschiedenen flexiblen Arbeitsmodelle in der Pflege sowie deren Charakteristika.

Problembeschreibung, Forschungsfrage und Relevanz

Bereits in der Vergangenheit wurden in Spitälern temporäre Pflegefachpersonen eingesetzt, um eine höhere Nachfrage im Personalbedarf oder Ausfälle zu decken. Oft reichte ein Telefonat mit dem Temporärbüro, um den bestehenden Bedarf zu decken. Durch den zunehmenden Fachkräftemangel, die Digitalisierung und die veränderten Anforderungen seitens der Pflegefachpersonen entstand in den letzten Jahren eine neue Dynamik.

Mit dem Aufkommen von digitalen Lösungen zur Vermittlung und Administration von flexiblen Arbeitsmodellen wird einerseits der Koordinationsaufwand reduziert, wie auch die Agilität erhöht. Andererseits bieten diese (bspw. die Plattform von Careanesth) den Pflegefachpersonen selbst die Möglichkeit zu partizipieren, indem sie Verfügbarkeiten selbst definieren und via Plattform erfassen. Dies entspricht der langjährigen Forderung nach mehr Selbstbestimmung bei der Gestaltung der Arbeitszeiten durch Pflegefachpersonen. Während diese Forderung an sich nicht neu ist, gewinnt sie aufgrund des Fachkräftemangels zunehmend an Bedeutung.

Damit der Einsatz flexibler Arbeitsmodelle in der Praxis gelingt und die Potentiale genutzt werden können, ist ein gemeinsames Verständnis zu den Modellen und ihren Charakteristiken notwendig. Dieser Artikel schafft diese Grundlagen und bildet unter anderem den Grundstein für die darauf aufbauenden Artikel.

Methoden und Vorgehen im Projekt

Im Rahmen des Projektes wurde eine Literaturrecherche durchgeführt, um relevante Erkenntnisse aus der internationalen Forschung zusammenzutragen. Dabei wird deutlich, dass Expertise aus dem Schweizer Gesundheitswesen erforderlich ist, da beispielsweise rechtliche Rahmenbedingungen länderabhängig variieren. Ebenso unterscheidet sich das Vorhandensein und die Funktionalität digitaler Plattformen je nach Land. Ergänzend dazu wurden Forschende aus einem SNF-Projekt zur Thematik sowie ExpertInnen von Careanesth und befragt. Gemeinsam wurde eine Übersicht erstellt (siehe untenstehende Abbildung 1). Careanesth ist Umsetzungspartner im D.3 SHIFT Projekt und ein bedeutender Anbieter einer digitalen Vermittlungs- und Buchungsplattform für temporäre Arbeitskräfte im Schweizer Gesundheitswesen.

Abbildung 1. Verbreitete Formen der Temporärarbeit in der Schweiz (eigene Darstellung)

Kategorien von oben nach unten: Anstellungsverhältnis, Einsatzort & -dauer, Verantwortlich für den Dienstplan

Ergebnisse und Erkenntnisse

Die Forschung zeigt, dass flexible Arbeitsmodelle in der Pflege als Sammelbegriff zu verstehen sind und unter sich diverse Modelle vereinen (bspw. Pool- & Springermodelle oder flexible Arbeitsmodelle ergänzend zur Festanstellung). Die verschiedenen Modelle können sich mit Blick auf verschiedene Aspekte unterscheiden (Gan, 2019, 2020).

  • Anstellungsverhältnis: Bei einer internen Anstellung ist die Pflegefachperson direkt in einem Spital angestellt. Dies kann auch flexible Arbeitsmodelle wie Pools umfassen. Externe Anstellungsverhältnisse hingegen sehen vor, dass die Pflegefachpersonen bei einem Temporärbüro angestellt sind und den Spitälern vermittelt werden. Dabei fallen verschiedene Gebühren für die Spitäler an, wie beispielsweise die Vergütung für die Vermittlungstätigkeit sowie Aufschläge für Sozial- und Versicherungsleistungen.
  • Einsatzdauer: Die Einsatzdauer kann von einer einzelnen Schicht bis zu mehrmonatigen Einsätzen variieren. Mehrmonatige Einsätze sind typischerweise Vertretungen für zeitlich begrenzte Personalausfälle, wie etwa Mutterschaftsvertretungen. Bei Springer-Einsätzen hingegen handelt es sich um kurzfristige Vertretungen für einzelne Schichten bei kurzfristigen Personalausfällen.
  • Einsatzort: Der Einsatzort kann bei flexiblen Arbeitsmodellen auf eine Abteilung oder mehrere Abteilungen einer Institution beschränkt sein. Es gibt jedoch auch Modelle, wie beispielsweise das Springer-Modell, das Einsätze über verschiedene Einrichtungen hinweg ermöglicht.
  • Einsatzplanung: Je nach Ausgestaltung des flexiblen Arbeitszeitmodells kann die Einrichtung entweder die Kontrolle über die Einsatzplanung der Pflegekräfte haben oder diesen die Entscheidungsbefugnis überlassen, ob sie einen Arbeitseinsatz annehmen möchten.

Obwohl international noch andere flexible Arbeitsmodelle (siehe hier) vorhanden sind, fasst die Abbildung 1 die relevanten Modelle für die Schweiz zusammen. Die Modelle und ihre Charakteristika stellen die Grundlage für eine gelingende Optimierung der Personaleinsatzplanung dar. Zu berücksichtigen gilt, dass sich in Schweizer Spitälern inzwischen verschiedenste Mischformen an Arbeitsmodellen beobachten lassen. So kann eine Pflegefachperson zu einem bestimmten Pensum festangestellt sein, parallel aber noch in einem Pool- oder Springermodell arbeiten (Liberatore et al., 2023).

Empfehlungen für die Praxis

  • Zunahme von flexiblen Arbeitsmodellen. In der Pflege werden flexible Arbeitsmodelle auch zukünftig weiterentwickelt und etabliert sein.
  • Homogenität. Trotz der Vielfalt flexibler Arbeitsmodelle ist es von zentraler Bedeutung, ein gemeinsames Verständnis und eine einheitliche Definition zu entwickeln. Dies ermöglicht eine zielgerichtete Anwendung der Modelle, auch über Organisationsgrenzen hinweg.
  • Chance. Durch die Integration in Kapazitätsmanagementsysteme bieten flexible Arbeitsmodelle eine optimale Anpassung der Personalressourcen an prognostizierte Personalbedarfe. Sie ermöglichen auch kurzfristige Anpassungen der Schichtbesetzungen an den tatsächlichen Bedarf.

Literatur und andere Quellen

Gan, I. (2019). How do nurse managers describe clinical nurses’ work arrangements? A qualitative study. Nursing Open, 7(1), 160–169. doi.org/10.1002/nop2.374

Gan, I. (2020). A scoping review of the nursing workforce’s changing demography: Supporting Baby-Boomer nurses. Journal of Nursing Management, 28(7), 1473–1480. doi.org/10.1111/jonm.13132

Liberatore, F., Schmelzer, S., & Berger, S. (2023). Managementherausforderungen flexibler Arbeitsmodelle in der Pflege. Pflegerecht, 2023(3), 128–134.

Zitierung des Beitrags

Flexible Personalressourcen in der Pflege – Ein Überblick zu den Arbeitsmodellen