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Erweiterung der Kompetenzen des Fachpersonals für den effektiven Einsatz von Wearables im Spitalalltag

Wissensdatenbank Motivation und Zufriedenheit B.2: Hospital in Motion - Verhinderung von Komplikationen durch Aktivitäts-Monitoring im Spital

In Spitälern führt der Bewegungsmangel bei Patient*innen häufig zu Komplikationen und verlangsamt den Genesungsprozess. Da keine spezielle Fachkraft für die körperliche Aktivität zuständig ist, werden Fitness und Bewegung oft vernachlässigt, obwohl Inaktivität schwerwiegende Folgen haben kann. Studien belegen, dass Healthcare Wearables (HWDs) wertvolle Daten zur Bewegung und Gesundheit liefern können. Dies erfordert neue Kompetenzen und eine interprofessionelle Zusammenarbeit, um Patient*innen gezielt zur Aktivität zu motivieren und zu betreuen.

Problembeschreibung, Forschungsfrage und Relevanz

Mangelnde Bewegung von Patient*innen in Spitälern ist ein verbreitetes Problem, verursacht häufig Komplikationen und beeinträchtigt die Genesung. Da die körperliche Fitness und Aktivität nicht in der Verantwortung einer spezifischen Fachkraft liegen, werden diese Aspekte oft nicht systematisch erfasst und Patient*innen entsprechend nicht zur notwendigen Aktivität angehalten. Inaktivität, bei nicht vorhandenen medizinischen Restriktionen während der Hospitalisation, hat drastische Auswirkungen u.a. in Form von Gleichgewichtsdefiziten, Erhöhung des Blutdruckes und Pulses sowie erhöhtem Risiko für Infektionen (Mudge et al., 2016; Pedersen et al., 2013; Convertino et al., 1997).

 

 

Verschiedene Studien zeigen, dass sogenannte Healthcare Wearables Devices (HWDs) die Möglichkeit bieten, Bewegungs- und Verhaltensanalysen sowie psychologische und physiologische Parameter aufzuzeichnen (Fudickar et al., 2014; Hellmers et al., 2018; Friedrich et al., 2019; Iqbal et al., 2021). Durch die Digitalisierung und den Einsatz von Wearables entstehen immer mehr komplexe Daten und Herausforderungen, insbesondere in Hinblick auf das Gesundheitsmanagement (Näher et al., 2023). Die digitale Transformation im Gesundheitswesen geht über die blosse Digitalisierung bestehender Prozesse hinaus und führt zu tiefgreifenden, teils disruptiven Veränderungen in der gesamten Versorgungsstruktur. Dies impliziert einen Wandel auf verschiedenen Ebenen, aus denen sich unterschiedliche Handlungsfelder ableiten lassen. Aufgrund dessen sollten in diesen Handlungsfeldern bei verantwortlichen Personen Kompetenzen vorhanden sein. Ein nachhaltiges Management von Gesundheitsdaten erfordert generell eine enge interprofessionelle Zusammenarbeit (Auermann & Hoffmann, 2024).

Der Fokus im Folgenden liegt entsprechend insbesondere auf der Aufzeichnung von Aktivitätsdaten anhand von Wearables im klinischen Setting. Dabei stellt sich die Frage, welche zusätzlichen Kompetenzen hierbei erforderlich sind und welches Fachpersonal bei der Integration der Aktivitätssensoren miteingebunden werden muss. Es ist essenziell, diese zu benennen und ausgewähltes Fachpersonal dahingehenden zu schulen, um einen fachgerechten Umgang mit den Aktivitätssensoren sowie den Aktivitätsdaten gewährleisten zu können.

Ein auslösender Faktor, der unter anderem zu HAD führen kann, ist Bewegungsmangel. Mangelnde Bewegung von PatientInnen in Spitälern ist ein verbreitetes Problem, verursacht häufig Komplikationen und beeinträchtigt die Genesung. Da die allgemeine Fitness und Aktivität nicht in der Verantwortung einer spezifischen Fachkraft liegen, werden körperliche Fitness und Aktivität nicht systematisch erfasst und PatientInnen entsprechend meist nicht zur notwendigen Aktivität angehalten. Die Prävalenz von Inaktivität und deren negativen Auswirkungen auf den Genesungsprozess unterstreichen die Dringlichkeit, körperliche Aktivität während des Spitalaufenthalts zu fördern und zu überwachen. Die vorläufigen Erkenntnisse aus der Beobachtung des Bewegungsverhaltens von PatientInnen im USB, bei der durchschnittlich 88,4% der Zeit im Liegen oder Sitzen verbracht wurde, bestätigen die Notwendigkeit eines solchen Ansatzes.

Methoden und Vorgehen im Projekt

Die Grundlage dazu stellen wir im Subprojekt B.2 «Hospital in Motion» dar. Nach erfolgreicher Validierung der Sensoren zur Erkennung verschiedener Bewegungen wie Liegen, Sitzen/Stehen, Gehen und Treppensteigen, besteht das Ziel der Folgestudie darin, die Prozesse zu definieren, die bei der Nutzung der Wearables durch den Ärztlichen Dienst, die Physiotherapie und die Pflege übernommen werden müssen, um den zusätzlichen Aufwand der Prozessintegration abzubilden. Zu diesem Zweck werden die Aktivitätsdaten der Patient*innen mithilfe eines Aktivitätssensors (Movesense) über maximal vier Tage erfasst. Auf Basis dieser Daten findet eine interdisziplinäre Besprechung mit dem ärztlichen Dienst, der Physiotherapie und der Pflege statt, um zu klären, wie die Aktivitätsdaten in den Pflegealltag, die Therapieplanung und den Tagesablauf des ärztlichen Dienstes integriert werden können. Zusätzlich wird täglich das Feedback der zuständigen HCPs eingeholt – anhand eines Fragebogens zum zeitlichen Mehraufwand aufgrund der Verwendung der Aktivitätssensoren. Die Aufgabe der zuständigen Pflege der Patient*innen besteht ausserdem darin, über ein spezielles System (Device Hub) den Batteriestand sowie das laufende Aktivitätstracking zu überprüfen. Darüber hinaus muss die zuständige Pflege am Morgen die Position der Sensoren an den Patient*innen überprüfen.

Auf Grundlage dessen kann gesagt werden, dass zusätzlich zur normalen Pflegeroutine folgende Aufgaben anfallen: wie der Umgang mit dem Device Hub der Sensoren, das Einordnen und das Nutzen der Aktivitätsdaten sowie das Handling der Sensoren. Darüber hinaus ist eine enge Zusammenarbeit mit der IT unumgänglich, um ein störungsfreies Aktivitätstracking zu gewährleisten.

Ergebnisse und Erkenntnisse

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sinnvoll ist, wenn ausgewähltes medizinisches Fachpersonal, zusätzliche Kompetenzen erwirbt, um die Integration von Aktivitätssensoren in den Spitalalltag zu gewährleisten. Diese Kompetenzen können folgendermassen gegliedert werden:

  1. Technologische Kompetenz: Es ist wichtig, ein fundiertes Verständnis für die Funktionsweise von Wearables zu entwickeln, um diese im Klinikalltag effektiv einsetzen zu können. Dazu gehört der sichere Umgang mit dem System (Device Hub), welches zur Verwaltung und Überprüfung der gesammelten Aktivitätsdaten dient. Ausserdem ist es unerlässlich, den Batteriestatus der Sensoren regelmässig zu kontrollieren, das Aktivitätstracking kontinuierlich zu überwachen und sicherzustellen, dass die Daten reibungslos in den klinischen Workflow integriert werden können. 
     
  2. Digitale Gesundheitskompetenz: Eine wichtige Fähigkeit besteht darin, die gewonnenen Daten wie Schrittzahl, Anzahl der Treppen oder Liegedauer in den klinischen Alltag zu integrieren. Hierbei ist es von grosser Relevanz, diese Angaben unter Berücksichtigung der Krankenhistorie sowie des Krankenverlaufs der Patient*innen, zu wissen, einzuordnen und diese Informationen in die Pflegeplanung miteinzubeziehen.
     
  3. Beratung und Schulung: Eine gewisse Kompetenz hinsichtlich der Bewegungsförderung ist von Vorteil, um den Patient*innen den Nutzen von Wearables verständlich zu erklären und sie in der Nutzung zu schulen, um das Selbstmanagement zu fördern.

Empfehlungen für die Praxis

  • Schulung von medizinischem Fachpersonal: Um die Integration von Aktivitätssensoren so effektiv wie möglich zu gestalten, ist es sinnvoll ausgewähltes medizinisches Fachpersonal dahingehend zu schulen.
     
  • Entwicklung einer Routine: Es ist sinnvoll eine klare Routine zu entwickeln, wie die Aktivitätssensoren in die tägliche Versorgung der Patient*innen integriert werden können.
     
  • Patient*innenschulung: Patient*innen sollten gezielt in der Handhabung der Wearables geschult werden, damit sie verstehen, was die Daten aussagen und wie sie die Daten zur Verbesserung ihrer Gesundheit nutzen können.
     
  • Ergänzung durch ein Tool für Patient*innen: Um das Tragen der Sensoren attraktiver und anschaulicher für die Patient*innen zu gestalten, ergibt es Sinn, dahingehend ein Tool zu entwickeln, welches die individuellen Aktivitätsdaten und Aktivitätsziele darstellt. Ein geeignetes Tool hierfür wäre z.B. eine benutzerfreundliche App, die den Patient*innen ihre individuellen Aktivitätsdaten sowie Fortschritte in Richtung ihrer festgelegten Aktivitätsziele visualisiert und leicht verständlich aufbereitet.

Literatur und andere Quellen

Aufermann, D., Hoffmann, F. (2024). Neue Rollen und Berufsbilder im Krankenhaus – vom Chief Information Officer bis zum Health Data Officer. In: Henke, V., Hülsken, G., Schneider, H., Varghese, J. (eds) Health Data Management. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-43236-2_17

 Convertino, V. A., Bloomfield, S. A. & Greenleaf, J. E. An overview of the issues: physiological effects of bed rest and restricted physical activity. Med. Sci. Sports Exerc. 29, 187–190 (1997).

Friedrich, B., et al. (2019). Transportation mode classification from smartphone sensors via a long-short-term-memory network. In Adjunct proceedings of the 2019 ACM International Joint Conference on Pervasive and Ubiquitous Computing and proceedings of the 2019 ACM International Symposium on Wearable Computers. ACM. https://doi.org/10.1145/3341162.3344855

Fudickar, S., Lindemann, A., & Schnor, B. (2014). Threshold-based fall detection on smart phones. In Proceedings of the international conference on health informatics. SCITEPRESS – Science. https://doi.org/10.5220/0004795803030309

Hellmers, S., et al. (2018). Stair climb power measurements via inertial m

Iqbal, S. M., et al. (2021). Advances in healthcare wearable devices. npj Flexible Electronics, 5, 9. doi.org/10.1038/s41528-021-00107-x

Measurement units – Towards an unsupervised assessment of strength in domestic environments. In Proceedings of the 11th International Joint Conference on biomedical engineering systems and technologies. SCITEPRESS – Science and Technology Publications. https://doi.org/10.5220/0006543900390047

Mudge, A. M. et al. Poor mobility in hospitalized adults of all ages. J. Hosp. Med. 11, 289–291 (2016).

Näher, A. F., Vorisek, C. N., Klopfenstein, S. A., Lehne, M., Thun, S., Alsalamah, S., & Grabenhenrich, L. (2023). Secondary data for global health digitalisation. The Lancet Digital Health, 5(2), e93–e101.

Pedersen, M. M. et al. Twenty-Four-Hour Mobility During Acute Hospitalization in Older Medical Patients. Journals Gerontol. Ser. A 68, 331–337 (2013).

Zitierung des Beitrags

Erweiterung der Kompetenzen des Fachpersonals für den effektiven Einsatz von Wearables im Spitalalltag