How can we create innovation impact with confidence
Wissensdatenbank Führung & Kultur Strukturen & Prozesse Strategie & Steuerung Datenmanagement & Digitalisierung Integration & Interoperabilität Systemauswahl & Implementierung Mensch Schulung & Digitale Kompetenz D.2: Innovation mit Impact: Evidence-based InnovationDas Gesundheitswesen ist im Wandel. Die vielen Herausforderungen im Gesundheitswesen erfordern – teure und ressourcenintensive - Innovationen. Die vorherrschenden Ideen sind vielfältig und teilweise auch widersprechend. Wie kann also sichergestellt werden, dass die vielversprechendsten, sichersten und effizientesten Innovationen verfolgt werden und keine Fehlinvestitionen getätigt werden? Dazu werden verbesserte Methoden im Innovationsmanagement benötigt.
Problembeschreibung, Forschungsfrage und Relevanz
Das Konzept der evidenzbasierten Medizin entstand in den 1980er Jahren durch die Arbeit von Forschenden sowie Ärztinnen und Ärzten. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass medizinische Entscheidungen in der klinischen Praxis häufig von den Gewohnheiten einzelner Chefärzte oder dem Einfluss von Pharmaunternehmen geprägt waren. Daher forderten sie eine Medizin, deren Behandlungsempfehlungen auf soliden wissenschaftlichen Beweisen basieren und dem aktuellen Stand der Forschung entsprechen.1
Das gleiche Verhalten lässt sich auch im Management (von Gesundheitsinstitutionen) beobachten. Trotz starker Intuition und solidem Erfahrungswissen ist es oft nicht empfehlenswert sich ausschliesslich auf die Meinungen des Managements zu verlassen.2 Daniel Kahneman erklärt dazu, dass es für Menschen um einiges einfacher ist, sich auf Intuition und Erfahrung zu verlassen anstatt die eigene Meinung und das Bauchgefühl zu überdenken (thinking fast and slow).3 Gerade bei Entscheidungen mit viel Unsicherheit ist man verführt sich der Intuition hinzugeben. Eine unvoreingenommene Prüfung der vorhandenen Evidenz ist der Schlüssel, um Confirmation Bias möglichst zu verhindern.
Entscheidungen in Innovationen bedeuten, bereits heute die oft noch ungewisse Zukunft zu gestalten. Dabei ist es wichtig möglichst unvoreingenommen neue Ideen zu bewerten. Deloitte beispielsweise geht davon aus, dass bis 2040 der Verbraucher im Mittelpunkt des Gesundheitsmodells stehen wird.4
Es gilt, diese (möglichen) Veränderungen bei Innovations- und Investitionsentscheidungen zu berücksichtigen und einen Zeithorizont von mehreren Jahrzehnten im Auge zu behalten.
Methoden und Vorgehen im Projekt
Das modernen Innovationsmanagement zeigt sich in der nötigen Schnelligkeit und in der hohen Verlässlichkeit Entscheidungen treffen zu können. Hypothesen sollen getestet und validiert werden, bevor eine Entscheidung in eine Innovation gefällt wird.5
In Anlehnung an die ‘Standards of Evidence’ von Nesta, eine britische Innovationsagentur wurde im Forschungsprojekt eine Evidenz-Skala entwickelt. Das Ziel der Entwicklung von Evidenzstandards ist es, uns zu helfen, (frühzeitig) zu wissen, wie sicher wir aufgrund von vorgelegten Beweisen sein können, dass eine Intervention eine positive Wirkung hat.6
Wir möchten sicherstellen, dass wir angemessene Risiken eingehen, um die vielversprechendsten Innovationen zu finanzieren.
Evidenz soll auf strukturierte Weise gesammelt werden, um eine gemeinsame Sprache für die Auswirkungen zu schaffen und unterschiedliche Innovationsopportunitäten hinsichtlich Potenzials, Risiko und Evidenz miteinander vergleichen zu können. Die Evidenzanforderungen sollen realistisch und verhältnismäßig sein, um sicherzustellen, dass wir mit den Innovationsentscheidungen einen positiven Unterschied erhalten.
Ergebnisse und Erkenntnisse
Nicht selten müssen aufgrund nicht vorhandener (besserer) Entscheidungsgrundlagen Expertenmeinungen oder ein paar qualitative Kundeninterviews als Informationsbasis herhalten. Das Problem: Bei Entscheidungen wird dann teilweise ausgeblendet, wie wenig repräsentativ und Bias-behaftet Evidenz ist, die sich aus solchen Quellen speist. Es stellt sich ein falsches Gefühl von Sicherheit ein. Entscheidungen werden im Vertrauen auf wenige Meinungen getroffen, entpuppen sich dann aber oft nach dem Launch als teure Fehlentscheidungen. Ein hoher Evidenzgrad dagegen schafft frühzeitig eine zuverlässige Entscheidungsgrundlage und ist damit der wichtigste Erfolgsfaktor für Innovationen.7
In Anlehnung an Nesta wurde die Evidence-based Innovation Scale definiert, welche helfen sollen einzuschätzen, wie sicher wir bei unseren Entscheidungen in Innovationen/Investitionen sein können:
Eigene Darstellung Anlehnung an EbIS
Die Einteilung in Evidenz-Levels soll helfen die Ideen systematisch zu validieren und eine Vergleichbarkeit zu schaffen mit dem Ziel die Ideen mit dem grössten Potential eruieren zu können.

Empfehlungen für die Praxis
Evidenz-basiertes Management hat das Ziel, objektiv und wertfrei die Resultate und Methoden der wissenschaftlichen Forschung in den unternehmenseigenen Entscheidungsprozess einzubringen, um Vergleichbarkeit zu schaffen und die vielversprechendsten Innovationsopportunitäten zu selektieren.8
Dabei soll über den gesamten Innovationsprozess hindurch immer wieder auf Evidenz geprüft werden:
Potenzielle Innovationen überprüfen
Bevor eine Investition getätigt wird, soll die Evidenz hinter Produkten und Dienstleistungen bewertet werden, um zu sehen, wo sie derzeit auf der Evidenz-Skala stehen. Dadurch kann besser beurteilt werden, ob die Evidenz immer noch für und gegen eine (weitere) Investition spricht.
Investitionen tätigen
Wenn wir uns für eine Investition entscheiden, wird die Evaluierungsstrategie mittels Evidenz unterstützt.
Finanzierungsentscheidungen in der Zukunft
Wir werden die Auswirkungen aller von uns finanzierten Produkte und Dienstleistungen messen und uns dabei helfen zu verstehen, ob und wie sie funktionieren und ob wir weiterhin investieren sollten.
Literatur und andere Quellen
Deloitte.4 „Forces of change The future of health“, 30. April 2019. www2.deloitte.com/us/en/insights/industry/health-care/forces-of-change-health-care.html.
Dr. Steffen Helbing.2,8 „Evidenz-basiertes Management – Entscheidungen jenseits von Bauchgefühl und Intuition“, 10. Juli 2020. www.compleneo.de/evidenz-basiertes-management-entscheidungen-jenseits-von-bauchgefuehl-und-intuition/.
Hudson Goodmann und ZHAW.7 „Let’s know, innovators“, o. J. assets.ctfassets.net/a6d9ks9iegy2/2aVcsOQzqROD9qFgcr8vgI/650af84b6161f647eb8d105681ec6fdd/240228_Whitepaper_2.pdf.
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)1. „Die Geschichte der evidenzbasierten Medizin“, 25. März 2020. www.gesundheitsinformation.de/die-geschichte-der-evidenzbasierten-medizin.html.
Jannik Böckenholt.5 „5 Fehler im Innovationsprozess, die man unbedingt vermeiden soll“, 18. November 2020. www.lead-innovation.com/insights/blog/fehler-im-innovationsprozess.
Kahneman Daniela.3 „Daniel Kahneman Doesn’t Trust Your Intuition“, 12. Januar 2023. www.youtube.com/watch.
Nesta.6 „Nesta: Standard of evidence“, Oktobe r2013. media.nesta.org.uk/documents/standards_of_evidence.pdf.
Zitierung des Beitrags
Stark, Sandra & Feuz, Martin (2024). How can we create innovation impact with confidence. In Flagshipprojekt SHIFT. Wissensbeitrag D.2 (Nr. 2).