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Hospital@Home: Ein innovatives Modell zur Verbesserung der Patientenbetreuung im häuslichen Umfeld

Wissensdatenbank Organisation Strukturen & Prozesse Technologie Datenmanagement & Digitalisierung Integration & Interoperabilität Mensch Patient*innenzentrierung B.3: Hospital @ Home - reibungsloser Übertritt von PatientInnen aus dem Spital nach Hause durch den Einsatz von Telemedizin und Technologie

Aktuell hört und liest man viel über Hospital@Home (H@H). Doch was ist es genau? In diesem Beitrag erklären wir, was genau hinter dem H@H-Konzept steckt, wo es bereits genutzt wird, welche unterschiedlichen Formen es gibt, und welche Möglichkeiten diese Versorgungsform bietet. Zudem werfen wir einen Blick auf den H@H-Ansatz der SHIFT-Pilotstudie.

Problembeschreibung, Forschungsfrage und Relevanz

Was ist ein Hospital@Home?

H@H beschreibt ein innovatives Konzept, das es Patient:innen ermöglicht, eine spezialisierte medizinische Behandlung und Pflege in den eigenen vier Wänden zu erhalten, die äquivalent zu einer Spitalbehandlung sein kann [1].

Das H@H-Versorgungsmodell ist auch unter weiteren Namen wie z.B. „Hospital in the Home“ bekannt. Dabei arbeiten multidisziplinäre Teams – bestehend aus Ärzt:innen, Pflegekräften, Physiotherapeut:innen sowie weiteren Fachpersonen – eng zusammen und stehen kontinuierlich in Kontakt mit den Patient:innen sowie ihren Familien [1, 2]. So kann eine lückenlose Betreuung von der medizinischen Behandlungsphase im Spital bis zur Übergabe an die Hausarztpraxis gewährleistet werden.Insbesondere in der aktuellen Diskussion über die Entlastung des Gesundheitssystems findet H@H zunehmend Beachtung. Diese Idee stammt ursprünglich aus Ländern wie den USA, Kanada Grossbritannien und Australien [3, 4]. Dort sind solche Modelle schon seit Jahren erfolgreich im Einsatz. Diese Länder haben gezeigt, dass eine Akutversorgung zu Hause möglich ist und die Vorteile vielversprechend sind. Auch in der Schweiz wird H@H zunehmend getestet und in Pilotprojekten erprobt, wobei verschiedene Ansätze zum Einsatz kommen. Dazu gehören unter anderem das Projekt «Hospital at Home» der Klinik Arlesheim (Basel; tägliche, spitaläquivalente Behandlung und Betreuung zu Hause, ggf. mit zusätzlicher Überwachung mit einem telemedizinischen Monitoring-System), das Angebot «spital@home» des Unternehmens we4you (Einsiedeln; tägliche Visiten zuhause durch ein mobiles interprofessionelles Medical-Team mit Einsatz moderner Technologien für die kontinuierliche Überwachung), das Projekt «Visit – Spital Zollikerberg Zuhause®» des Spitals Zollikerberg (Zürich; Behandlung zuhause durch ein interdisziplinäres Team des Spitals mit Nutzung von Telemedizin und Monitoring-Technologie zur Sicherheit und medizinischen Überwachung), das Projekt «Hospital at Home» der Hospital at Home AG in Kooperation mit der Klinik Hirslanden und der Klinik Im Park (Zürich;  tägliche ärztliche und pflegerische Visiten zuhause) oder unsere SHIFT-Pilotstudie «Hospital@Home» (siehe Abschnitt «Der Hospital@Home-Ansatz der SHIFT-Pilotstudie»).

Die Swiss Hospital at Home Society unterscheidet drei Arten von H@H-Modellen, die je nach Bedarf der Patient:innen und den spezifischen Gegebenheiten variieren und jeweils unterschiedliche Finanzierungsmodelle erfordern:

Kategorie

 

Akutmedizin zuhause

Spitalersetzende/spitaläquivalente, akutmedizinische pflegerische und ärztliche Betreuung direkt im häuslichen Umfeld.

> Dies benötigt geeignete Wohnverhältnisse und Nähe zum Spital, um Notfälle zu versorgen.

Früher Spitalaustritt

Früher Austritt aus dem Krankenhaus mit weiterer spitalergänzender pflegerischer und ärztlicher Betreuung zu Hause.

> Dies erfordert geographische Nähe zum Spital.

Home Monitoring

Monitoring von Patient:innen zu Hause, unterstützt durch telemedizinische Kontakte und/oder erweiterte Grundversorgung.

> Dies erfordert sicheren Umgang mit der eingesetzten Technik (Schulung von Patient:innen und Angehörigen).

 

Die verschiedenen H@H-Modelle stellen innovative, patientenzentrierte Arten der Gesundheitsversorgung dar und werden in der Schweiz als vielversprechend angesehen.

Allen H@H-Modellen gemeinsam ist, dass sie die Versorgung in den eigenen vier Wänden der Patient:innen ermöglichen, so dass diese den Komfort und die Unterstützung ihres Zuhauses geniessen können. Die H@H-Modelle gewährleisten einen nahtlosen Übergang von der Behandlungsphase im Spital zurück in die ambulante Regelversorgung.

H@H ist jedoch kein starres Konzept, sondern ein flexibles Spektrum verschiedener Versorgungsmodelle. Während manche Programme sich auf bestimmte Diagnosen konzentrieren, decken andere ein breiteres Krankheitsspektrum ab. Darüber hinaus kann die Betreuungsdauer je nach Bedarf zwischen wenigen Tagen in akuten Phasen und einer längerfristigen Begleitung chronisch Erkrankter schwanken. Ebenso kann es Unterschiede auf organisatorischer Ebene geben: Während gewisse H@H-Programme direkt an ein Krankenhaus angebunden sind, entstehen andere durch die Kooperation verschiedener Akteure – etwa Spitäler, Hausärzte, Pflegedienste oder Telemedizin-Anbieter.

Zusammenfassend stellt H@H eine vielversprechende Alternative zur traditionellen stationären Versorgung dar. Das Konzept hat das Potenzial, die Art und Weise, wie medizinische Versorgung in Zukunft organisiert wird, grundlegend zu verändern. Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung und der immer weiter steigenden Anforderungen an das Gesundheitswesen könnte H@H eine wichtige Rolle in der zukünftigen Gesundheitsversorgung spielen.

Methoden und Vorgehen im Projekt

Der Hospital@Home-Ansatz der SHIFT-Pilotstudie:

Im Rahmen des Innosuisse Projekts SHIFT (Smart Hospital-Integrated Framework, Tools & Solutions) führt das Universitätsspital Basel gemeinsam mit  Medgate und der Fachhochschule Nordwestschweiz eine H@H-Pilotstudie durch, um erstmalig einen erfolgreichen Weg der Überleitung von Patienten vom Spital zu H@H zu ihren Hausärzten mittels telemedizinischer Verfahren aufzuzeigen (clinicaltrials.gov: NCT05617560; [5]). Die telemedizinisch ausgebildeten Ärzt:innen betreuen die Patient:innen während der kritischen Phase nach der Krankenhausentlassung, bis sie anschliessend wieder regulär durch ihre Hausärzt:innen betreutet werden; sie erkundigen sich nach dem Gesundheitszustand, beseitigen Unklarheiten, erfassen Vitalparameter, passen bei Bedarf die Behandlung an oder überweisen die Betroffenen bei Verschlechterung erneut ins Spital. Die Patient:innen haben während der telemedizinischen Betreuung die Möglichkeit, sich jederzeit bei wichtigen Fragen zu ihrem Gesundheitszustand bei Medgate zu melden. 

Bisherige Studien deuten darauf hin, dass sich Patient:innen sicherer fühlen, wenn sie rund um die Uhr Kontakt aufnehmen können oder fortlaufend begleitet werden [6, 7]. Erste Hinweise aus anderen Studien deuten zudem darauf hin, dass durch die regelmässigen Telekonsultationen Komplikationen frühzeitig erkannt werden können.

Zusätzlich zu den Konsultationen via Telefon/Video können Vitalparameter auch kontinuierlich mit Wearables erfasst werden und medizinische Daten in Echtzeit an das Betreuungsteam übermittelt werden. In bisherigen Studien konnten durch kontinuierliche Aufzeichnungen Auffälligkeiten durch das Fachpersonal noch schneller erkannt werden. Gleichzeitig eröffnete dies Chancen, auch komplexere Fälle engmaschig zu überwachen und unnötige Wiedereinweisungen zu vermeiden [8]. Gerade in ländlichen Regionen oder bei eingeschränkter Mobilität kann Telemedizin somit dazu beitragen, eine gleichwertige Versorgung sicherzustellen. In einem ersten Schritt wurde im Rahmen der SHIFT-Pilotstudie überprüft, wie gut sich Wearables in den Alltag integrieren lassen und wie gut der Datentransfer funktioniert.

Literatur und andere Quellen

1.  Swiss Hospital at Home Society. Was ist Hospital at Home? shahs.ch/hospital-at-home/ (Stand 2025, 14 März)

2.  Chen H, Ignatowicz A, Skrybant M, Lasserson D (2024) An integrated understanding of the impact of hospital at home: a mixed-methods study to articulate and test a programme theory. BMC Health Serv Res 24:163. doi.org/10.1186/s12913-024-10619-7

3.  Levi B, Borow M, Wapner L, Feldman Z (2019) Home Hospitalization Worldwide and in Israel. Isr Med Assoc J 21:565–567

4.  Truong T-T, Siu AL (2024) The Evolving Practice of Hospital at Home in the United States. Annu Rev Med 75:391–399. doi.org/10.1146/annurev-med-051022-042210

5.  Smart Hospital: Integrated Framework, Tools and Solutions (SHIFT). B.3: Hospital @ Home - reibungsloser Übertritt von PatientInnen aus dem Spital nach Hause durch den Einsatz von Telemedizin und Technologie Kontext und Ziele. future.hospital/die-projekte/saeule-b-seamless-patient-path-spp/b3-hospital-home-wareable-basiertes-patientinnen-monitoring-nach-der-entlassung-aus-dem-spital (Stand 2025, 14. März)

6.  Ekstedt M, Nordheim ES, Hellström A, et al (2023) Patient safety and sense of security when telemonitoring chronic conditions at home: the views of patients and healthcare professionals - a qualitative study. BMC Health Serv Res 23:581. doi.org/10.1186/s12913-023-09428-1

7.  Dimmick SL, Mustaleski C, Burgiss SG, Welsh T (2000) A Case Study of Benefits & Potential Savings in Rural Home Telemedicine: Home Healthcare Nurse 18:124–135. doi.org/10.1097/00004045-200002000-00013

8.  Po H-W, Chu Y-C, Tsai H-C, et al (2024) Efficacy of Remote Health Monitoring in Reducing Hospital Readmissions Among High-Risk Postdischarge Patients: Prospective Cohort Study. JMIR Form Res 8:e53455. doi.org/10.2196/53455

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